Es ist ein Unterschied für den jungen Vogel, ob er eingerollt im Ei liegt, mit geschlossenen Augen mit seinen Geschwistern im Nest sitzt oder von Baum zu Baum fliegt.
Es ist ein Unterschied ob ein Wesen als Raupe den Ast hochkriecht oder es seine Flügel streckt und sich in die Luft erhebt.
Es ist ein Unterschied, an einem Ort zu schlafen, an dem ich mich wohlfühle, oder jeden Tag nicht gerne nach Hause zu kommen.
Es ist ein Unterschied, ob Geld zu mir fließt, oder ob ich zu Beginn des Monats nicht genug habe, um die Miete zu bezahlen.
Es ist ein Unterschied, ein feines, wohliges Pulsieren im gesamten Körper zu spüren, oder drückende, brennende, schmerzende Körpersymptome zu empfinden.
Es ist ein Unterschied, Wut oder Traurigkeit wahrhaft zu empfinden, oder nur zu denken, dass ich traurig oder wütend bin.
Es ist ein Unterschied, den Menschen vor mir im Herzen zu berühren, oder ihn oder sie nur anzusehen.
Es ist ein Unterschied, in Liebe mit einem Menschen verbunden zu sein, oder nur eine Beziehung mit ihr oder ihm zu haben.
Es ist ein Unterschied, außerhalb des eigenen Körpers zu sein, oder in mir zu ruhen.
Es ist ein Unterschied, einen Körper zu haben, oder auch körperlich zu sein.
Es ist ein Unterschied, in sich konzentriert zu sein, oder im weiten Bewusstsein über die Grenzen der physischen Haut hinauszureichen.
Es ist ein Unterschied, nur zu denken, wer ich bin, oder mich selbst wahrhaft zu erleben.
Es ist ein Unterschied, umfangen zu sein, oder frei zu leben.
Es ist ein Unterschied, die Weite des Daseins zu erfahren, oder nur von ihr zu lesen.
Es ist ein Unterschied, etwas getan zu haben, denn nachher ist es anders als zuvor.
Ohne Erinnern gäbe es keine Unterschiede. Im einen Hier und Jetzt gibt es nur ein Bild im Wahrnehmen, nur einen Klang, einen Geruch, einen Geschmack, ein Feld von Tastseindrücken und Körperempfindungen, nur ein Gefühl, einen Gedanken, nur ein Gespür. Es gibt nur ein Sein, das alles zugleich ist. Wer sich der Erinnerung nicht bedient, kann Unterschiede nicht erkennen, denn diese erfordern ein Vergleichen und damit ein Denken, dass sich in der Zeit ausstreckt.
Kann es sein, dass der Geist über die sinnlichen Eindrücke des Hier und Jetzt hinauslebt?
erinnern Gemüt Vergangenheit aufgestaute Gefühle verletzt
Themen Wiedererleben Zukunft Was fehlt? erfüllt Übung
veröffentlicht am 29.7.2016, letzte Änderung am 6.5.2017 um 14:00 Uhr
ein Schlüssel für die Neue Zeit
Christoph Steinbach und Jaipur
412 Seiten, gebunden, mit 22 Zeichnungen des Verfassers
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